[Kommentar]
Um einmal mit der Mode-Ikone Iris Apfel zu sprechen, gehören viele von uns zur Generation der Knöpfendrücker. Anscheinend kennen sich die jungen Leute von heute echt aus mit ihren digitalen Geräten, sind sie doch augenscheinlich sehr oft online. Naja, so lange, wie sie mit Blick auf den Monitor nicht nur gegen eine Ampel rennen.
Die junge Generation weiß genau, wo sie überall mitreden „muss“ und fährt auf die neuesten Trends ab. Jede Kommunikation mit anderen ist furchtbar wichtig und natürlich meist digital, als gäbe es kein reales Leben. Manche mögen sich darüber aufregen, weil sie vergessen haben, dass auch in ihrer Jugend bestimmte Verhaltensweisen angesagt waren, die die damaligen Alten schlecht fanden. Aber darum geht es hier gerade nicht.
Der Löwe lauert am Wasserloch
Viele junge Leute bewegen sich mit ihren Smartphones auf ganz dünnem Eis. Sie haben Medienkompetenz schlichtweg nicht gelernt. Kinder und Jugendliche sind deswegen eine leichte Beute. Für Cyberkriminelle kann es gar nicht besser laufen. Und dann passiert es: Cybermobbing, Onlinespiel- oder Mediensucht, sexuelle Belästigungen, Nötigungen, Erpressung …
[alert]G. wird bequatscht, doch auch mal ein Nacktfoto von sich hochzuladen, machen ja alle, da kann man ja schlecht „nein“ sagen. Und dann folgen Erpressung, Mobbing, falsche Identitäten, Verabredungen, Handgreiflichkeiten, vielleicht sogar Mord. [/alert]
Aufwachen! Wir sind hier nicht im Film! Zumindest die Tränen sind echt, die Bestürzung und die Scham sind es auch. Die Betroffenen sind an einem Punkt, wo sie sich Hilfe suchen müssen, sonst kann es noch viel schlimmer kommen. Die „echten, richtigen“ Menschen in ihrem Lebensumfeld sollten erste Ansprechpartner sein.
Polizei, Sozialpädagogen oder Lehrer müssen je nach Lage einbezogen werden. Das alles ist ziemlich unangenehm, aufreibend und schmerzhaft. Aber notwendig, weiß Birgit Zwicknagel vom Verein „Computermäuse Stamsried“. Der in Ostbayern einzigartige „Gemeinnützige Verein zum Schutz unserer Kinder in den Neuen Medien“ bewältigt täglich anfallende Anfragen und Notrufe von Schulen, Privatpersonen, Polizeiinspektionen und verschiedensten Organisationen. Die sieben aktiven Mitglieder arbeiten eng mit anderen Behörden zusammen, um Straftaten zu verhindern, aber vor allem in Notsituationen. Und das ehrenamtlich und gerne!
Kann ein brisantes Thema wie Cyberkriminalität in den Händen Ehrenamtlicher liegen? Müssen Ehrenamtliche, die täglich Anrufe bis in die Nacht hinein entgegen nehmen, mit ihrem Engagement eine gesellschaftliche Lücke schließen? Wohl kaum. Das ist weder menschlich zu bewältigen noch rechtlich vertretbar. Hier braucht es meiner Auffassung nach den Zusammenschluss von staatlichen Stellen, Behörden, Organisationen usw., eine Art Task Force, um unsere Kinder und Jugendlichen zu schulen und zu schützen. Unbedingt sollte man hierbei auf die Kompetenz von Vereinen wie den Computermäusen zurückgreifen. Das ist ein echter Schatz! Oder etwa nicht? Und wer kümmert sich um den? Sehe ich hier Wortmeldungen oder Handzeichen? Gerne als Kommentar unten …
Hilfsangebote
Um eines können wir uns alle selber kümmern: Medienkompetenz erlernen. Wir erlangen die Fähigkeit, unterschiedlichste Medienangebote inhaltlich und technisch einzuschätzen, für unsere Zwecke zu nutzen und mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen. In erster Linie liegt es in den Händen der Eltern, ihren Kindern den Umgang mit den Medien beizubringen.
Viele Eltern können sich nicht vorstellen, wie ihre Kinder in schlimme Situationen hineinrutschen. Oftmals haben sie selbst Defizite in Sachen Medienkompetenz, was in Anbetracht der schnellen technologischen Entwicklung irgendwie auch kein Wunder ist. Oder es mangelt an gegenseitigem Vertrauen. Es gebe nur wenige Eltern, die sich um diese Probleme nicht scheren, erwähnt Birgit Zwicknagel auf ihren Vorträgen. Hier zeigt sie u. a. anonyme Chatverläufe, die einem den Atem stocken lassen. Nur mal so nebenbei.
Für Kindergärten und Schulen braucht es pädagogische Konzepte und digitalkompetente Erzieher und Lehrkräfte. „Digitalkkompetenz, hatten wir das im Studium?“ Falls nicht, wird die Vereinsvorsitzende der Computermäuse, Birgit Zwicknagel, gerne aushelfen, und zwar jedem, wie sie betont. Die ehrenamtlichen Leistungen umfassen bspw. jede Art von Fragen rund um die „neuen Medien“ und/oder die dazugehörigen Geräte einschl. Einkauf und Konfiguration. Der Verein gibt Hilfe beim sicheren Einrichten von sozialen Netzwerken und anderen Accounts und berät in Einzel- oder Gruppengesprächen bei Problemen, die mit den „neuen Medien“ zusammenhängen.
Aktuell arbeitet der Computermäuseverein an einem Spieleratgeber. Birgit Zwicknagel sieht in Sachen Spiele über das Internet einen erhöhten Bedarf, weil sie zunehmend ein Einfallstor für kriminelle Kontaktaufnahmen von Tätern darstellen.
Mit ihrem Projekt „Clever ins Netz“ realisert die Unternehmerin Birgit Zwicknagel Vorträge und Workshops. Dies sind
- Schülerworkshops – alle Schularten, alle Jahrgänge Grundschule bis Berufsschule
- Elternabende – an Kindergärten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen
- Erwachsenenvorträge – für Vereine, Senioren, Kinderlose
- Präventionsveranstaltungen für Kinder – für Vereine und andere Jugendinstitutionen
- Fortbildungen – für Lehrer, Sozialpädagogen, Jugendbetreuer…
- Privatschulungen im Medienkompetenzzentrum
Der Bedarf ist riesig. Keine Frage: Die Knöpfendrücker müssen auf die Schulbank. Und so manch einer von uns ebenfalls. In der Theorie klappt das mit der Medienkompetenz ja schon ein wenig, aber in der Praxis?