Zoff am Strand

Ente

Der Strand von Son Servera liegt am frühen Maimorgen noch verschlafen in der Bucht von Cala Millor. Zartrosa blühende Bäume mit filigranen, graugrünen Blättern zieren den Küstenabschnitt. Meine Blicke verlieren sich auf dem glitzernden Wasser, es ist ganz still an der Costa dels Pins. Nicht mehr lange.

Ein bunt gefiederter Enterich hat mich entdeckt und watschelt den Sandstrand entlang auf mich zu. Wahrscheinlich witterte er mein Frühstück, denn er macht mir mit einem unüberhörbaren "Naaknaak" alsbald klar, dass er daran teilzuhaben gedenke. Er gibt sich mit ein paar Häppchen zufrieden und legt sich schließlich etwa einen Meter von mir entfernt in den warmen Sand.

Wir beide beobachten einen Traktor, der ein Gerät zur Reinigung des Strandes hinter sich herzieht, von links nach rechts und umgekehrt. Im Laufe des Vormittags stellt mir der Enterich seine Gattin vor, eine braun gefiederte Entendame, die anscheinend auch hungrig ist. Nach ein paar restlichen Brotkrumen ziehen sich die Enten in den Sand zurück und machen ein Nickerchen. Plötzlich flattert der Enterich aufgeregt mit den Flügeln, hebt ab und verscheucht ein weiteres Entenpaar, dass sich wohl zu nach an uns herangewagt hat. Verstehe: mein Tourist – meine Häppchen.

Als sich andere Strandbesucher neben mir ein Plätzchen suchen, wendet sich "mein" Entenpaar kaltschnabelig von mir ab. Verstehe abermals: mein neuer Tourist – meine neuen Häppchen.

Nach meinem Mittagstisch, einer Tortilla mit Ensalada an der Strandbar, weiche ich ein Stück Weißbrot im Wasser des nahegelegenen Torrent auf und gebe es – dem Nachwuchs: mein Brot – meine Entchen.

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